Fragen und Antworten zum Thema Ausrüstung für Ultra Radrennen
Tipps und Tricks von Christoph Strasser



Was ist die wichtigste technische Ausstattung für das Begleitfahrzeug eines Ultra Radrennens?

Grundsätzlich sollte beim Einbau ins Auto und beim Mitnehmen ins Radrennen generell gelten: So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich!
Überflüssiges sollte zuhause bleiben, denn zu viel Gerätschaften belasten die Stromversorgung im Auto und können zu durchgebrannten Sicherungen, Defekten usw. führen, und zu viel Gepäck, Material und Ausrüstung nehmen wertvollen Platz weg.
Mikrofon und Lautsprecher Technik beim Race Across America

Dinge, die sich als wirklich wichtig erweisen:

- Kühlbox(en): Meiner Erfahrung nach gilt auch hier: Keep it simple! Einfache Kühlboxen ohne Stromversorgung reichen völlig aus. Wir kaufen lieber bei Tankstellen einen großen Sack Eiswürfel und füllen damit die Box auf. Eine Kühlbox mit elektrischer Kühlfunktion ist viel zu langsam, braucht Strom, ist teuer, und ist eine Fehlerquelle. Werden 10 Flaschen Elektrolytgetränk (für den Athleten) und ein paar Dosen Zuckerwasser (für die Crew, ihr wisst schon wie der Mist heißt) auf einmal in die Box gepackt, dauert das ewig, bis sie kühl sind. Eiswürfel sind da viel schneller, und wenn sie verbraucht sind, gießt man das Wasser einfach weg.


- Ein Ordnungssystem, Schubladen mit Beschriftung: Die wichtigste Kleidung, Rad Ersatzteile, Sportnahrung, Radlichter usw… sollten griffbereit und gut sortiert sein. Wer sich diese Plastikregale schon einmal für eine Abfahrt eingebaut hat, wird auch wissen, wie gut die Idee ist, die Schubladen für rasante Kurven irgendwie zu fixieren, damit sie sich nicht von alleine öffnen.

- Wäscheleine: Es wird in jedem Rennen irgendwann regnen, und wenn nicht, wird es vermutlich verschwitzte Trikots zum Trocknen geben. Etwas zum Wäsche aufhängen ist immer nützlich.

- Müllsäcke, Müllsäcke, Müllsäcke: kein weiterer Kommentar.

- Handtücher, Feuchttücher, Einweghandschuhe: Man will entweder sauber bleiben, oder alternativ sauber machen.

- Laptop Halterung: Auch wenn immer mehr am Handy erledigt wird, man wird nicht um ein Notebook herumkommen. Meistens braucht der Beifahrer eine Navigationshilfe oder kümmert sich um die Berichterstattung auf Social Media Kanälen, Websites oder ähnlichem. Am Rücksitz ist meistens die Verpflegungszentrale, und hier sollte eine Excel Tabelle zur Protokollierung der Ernährung nicht fehlen. Wie auch immer das gelöst wird, man sollte sich überlegen, wo ein Laptop steht. Denn ihn am Schoß zu tragen, ist nicht optimal.

- Navigationssystem: Am angenehmsten für den Lenker ist es, das klassische Navi an der Frontscheibe zu haben. Achtung: Empfehlenswert sind solche Geräte, die die Route einblenden. Mein Tipp: Garmin Montana. Fast alle Rennen bieten mittlerweile GPX Files an, doch nicht alle Auto-Navis können die importieren. Der Montana schon (natürlich auch andere, aber ich habe immer diesen genutzt)
Ultra Radsport Pace Car Technik beim Race Around Austria

- Plastikwanne und Kanister für Getränke: Wer schon mal im fahrenden Auto eine Trinkflasche zubereitet hat, kennt den Ärger, wenn sich das Elektrolytpulver bei einer beherzten Bremsung vom Löffel ins ganze Auto verteilt. Daher ist es sehr hilfreich, einen großen Kanister mit großer Öffnung zu verwenden. Hier können zum Beispiel gleich 5 Liter Getränk angemischt, und dann nur mehr in die Trinkflaschen gefüllt werden. Und wer das ganze dann noch in einer Plastikwanne (auf steirisch: einer Lavur, bzw. einem Wäschwandl) macht, wird den feiner Ledersitz sicher nicht versauen.

- Klappsessel für Pausen, und/oder ein Feuerstuhl. Hinweis: Was ein Feuerstuhl ist, wird im Sitzfleisch Podcast Episode 9 erklärt.

- Werkzeuge, Ersatzteile, Sicherungen, Reservereifen für das Auto. Dass man das fürs Rad auch einpacken soll, ist wohl klar, und das werde ich hier nicht im Detail durchgehen. Aber nicht vergessen: Auch beim Auto kann etwas passieren, und eine gewisse Notfalls-Ausrüstung sollte vorhanden sein. Denn nicht immer ist die nächste Werkstatt gleich ums Eck.

- WLAN: Innerhalb Europas ist durch das Entfallen des Roamings dieses Thema kein wirkliches Problem mehr. Handy Hotspots sind mittlerweile fast selbstverständlich. Doch in exotischen Ländern ist das schon wichtiger: Beim RAAM sollte ein gemieteter oder gekaufter mobiler WLAN Router nicht fehlen. Hier gibt es in Elektromärkten Optionen mit Datenguthaben, ähnlich einer Wertkarte. Dann laufen auch Whatsapp, Streams, die Trackingseiten, Email Server und alles, was das moderne Radlerherz sonst noch begehrt.

- Genügend Ladestecker für diverse USB Geräte


Hast du Tipps für zusätzliches Licht oder Lautsprecher am Begleitfahrzeug?
Ultracycling Pace Car Technik beim Race Across America

Hier muss man vorab ganz genau ins Regelbuch schauen, denn es ist sehr unterschiedlich, welche Anbauten erlaubt sind. Während es beim RAAM zum Beispiel (bis auf Ortsdurchfahrten) erlaubt ist, Außenlautsprecher für Musik und Durchsagen zu verwenden, ist dies beim RAA nicht (mehr) so und während des ganzen Rennens verboten.

Bei einem einsetzenden Unwetter mit dem laut schallendem „Thunderstruck“ von ACDC gegen den Wind anzukämpfen ist zwar in Colorado eine coole Sache, beim RAA ist das aber ein Disqualifikationsgrund. Auch beim Licht ist es ähnlich, meist gilt für Zusatzscheinwerfer die StVO. Konkret bedeutet das, dass beim RAAM Zusatzscheinwerfer unterhalb der Motorhaube erlaubt sind, bei einigen Rennen in Europa dürften die sogar am Dach sein. Das hätte den Vorteil, dass man auf einer Kuppe einen umso besseren Einstrahlwinkel hat, desto höher das Zusatzlicht installiert ist. Aber das Risiko ist natürlich, dass eine Polizeikontrolle hier Probleme verursachen kann, wenn man gegen die Regeln verstößt oder bei Gegenverkehr nicht schnell genug die Zusatzbeleuchtung abschaltet.

Daher: die Erlaubnis für die beliebten Zusatzscheinwerfen in der Straßenverkehrsordnung und dem Regelbuch des Rennens überprüfen, und bei den Lautsprechern sehr genau auf die Regeln achten.

Lautsprecher: Ich empfehle Hohlkammer-Lautsprecher, die haben zwar keinen super Sound, sind aber leicht, unkompliziert zu installieren, brauchen wenig Strom und halten schlechtes Wetter aus. Angesteuert werden diese über einen kleinen Mischverstärker, der für die 12 Volt der Autobatterie ausgelegt ist. Daran ist einerseits das Sprechteil/Mikro angeschlossen, mit dem die Betreuer nun die Durchsagen über Lautsprecher tätigen können. Andererseits könnte hier im anderen Eingang Musik eingespielt werden.

Befestigt können die Lautsprecher bei Autos mit metallischer Karosserie (Vorsicht bei Mietautos mit Kunststoff-Karosserie) mit Magnet-Dachträgern werden. Bei Dachträgern oder einer Reling geht das hier auch sehr gut mit Spann- und Sicherheitsgurten, Doppelklebeband (viel Spaß beim Abnehmen!) oder dem universell einsetzbaren Gaffa-Klebeband, das sowieso in keiner Werkzeugkiste fehlen darf.

Vorsicht: Bei den Kabeln zu den Boxen auf wasserdichte Klemmung achten.

Zusatzlichter: Seitdem LED Leuchtbalken sehr günstig zu haben sind, ist das eigentlich das allerbeste, weil sie kompakt und sparsam im Stromverbrauch sind. Wichtig ist es, eine gute Verkabelung herzustellen, die wetterfest ist. Im Innenraum empfiehlt es sich einen Schalter zu installieren, damit der Lenker des Begleitautos jederzeit ein- und ausschalten kann.


Welche elektronischen Teile soll man sonst noch einbauen?

Im Innenraum des „Pace Car“ sind heutzutage eigentlich nicht mehr viele Installationen nötig, weil die meisten Elektrogeräte mit USB geladen werden. Die wenigen Gerätschaften, die noch 230V Steckdosen brauchen (meist Laptops) können bei moderneren Autos schon direkt an einem integrierten Stecker angeschlossen werden. Sollte diese Option nicht bestehen, dann braucht es einen Spannungswandler, der an der Batterie angeschlossen wird (denkt an eine gute Absicherung!) und 230V Strom erzeugt.


Wie läuft das mit der Kommunikation zwischen Crew und Fahrer am besten?
Funkgerät Terrano Installation am Helm, Technik beim Race Across America und Race Around Austria

Bei meinen ersten RAAM Teilnahmen hatte ich noch ein Funkgerät im Einsatz, das in der Trikottasche eingesteckt war und das Mikro per Knopfdruck aktiviert werden musste. Gehört habe ich die Betreuer über die Außenlautsprecher am Auto, oder über den Knopf im Ohr. Das war alles ziemlich mühsam, ein Ballast mit Kabelsalat und die Tonqualität war bei stärkerem Fahrtwind sehr schlecht. Denn wer flott fahren will, hat halt meistens Fahrtwind. Und dann gab es 2 Möglichkeiten: Entweder die Betreuer hören nur rauschen, oder ich habe ins Mikro geschrien und war bald heiser. Beides nicht optimal.

Mittlerweile sind die Funkgeräte von Terrano sehr beliebt. Klein, kompakt und leicht werden sie am Helm installiert, und das Headset funktioniert ohne es immer aktivieren zu müssen, sondern geht beim Sprechen automatisch an. Man hat keine Ohrenstöpsel, und hört somit die Umgebung und das Geschehen auf der Straße trotzdem gut. Die Tonqualität reicht auf alle Fälle für 50km/h bergab Stücke (bei 80km/h sollte man sich dann eh besser konzentrieren als zu plaudern) und tornado-artige Unwetter in Kansas.

Damit kann auch Musik über Bluetooth eingespielt werden, das Terrano ist gleichzeitig auch eine Freisprecheinrichtung und kann mit dem Handy gekoppelt werden. So kann man am Halfwaypoint des Ultra Radrennens auch der Mama per Anruf mitteilen, dass es einem gut geht, man eh aufpasst und genug zum Essen und Anziehen eingepackt hat.


Installation am Helm? Ist das nicht bedenklich, weil es ein zusätzliches Gewicht ist und man bei mehrtägigen Touren aufpassen muss, um keine Überlastung der Nackenmuskeln zu riskieren? Stichwort Shermer’s Neck?

Grundsätzlich stimmt das, natürlich ist es nicht gut, wenn der Kopf mehr Gewicht tragen muss. Aber das Terrano hat nur 51 Gramm, man spürt es also wirklich kaum. Aber was trotzdem empfehlenswert ist: Im Training Gewichte auf den Helm zu geben, damit man das gewohnt wird. Wenn du über Monate mit einem „schweren“ Helm trainierst, kann sich die Nackenmuskulatur daran gewöhnen. Die Belastung ist ziemlich sicher kein Problem, aber dieses Training mit Zusatzgewicht bringt dir dann zumindest die mentale Sicherheit, dass du keine Angst haben musst, deinen Nacken zu überlasten.

Alternativ kann das Terrano auch in der Trikottasche eingesteckt werden. Dazu müsste nur die Kabellänge vom Funkgerät zum Headset geprüft werden, und ein dementsprechendes Verlängerungskabel (Vorsicht: richtige Anzahl an Phasen) eingesteckt werden.

Zusatztipp: Es funktionieren auch die üblichen Kopfhörer von Handies mit integriertem Mikro. Allerdings hat das zwei Nachteile: Der Wind wird nicht gut gefiltert, es wird also stärker rauschen und die Qualität ist generell schlechter. Und man hat wiederum Stoppel im Ohr, die bei meisten Rennen nur auf einer Seite erlaubt sind, weil es im Straßenverkehr ein Sicherheitsproblem darstellt, mit zwei Ohrenstöpseln zu fahren (da hört man von der Umgebung zu wenig)


Und bezüglich Aerodynamik? Dieser Terrano-XT Klotz am Helm bremst doch, oder?

Das glaube ich tatsächlich auch, und daher montiere ich persönlich das Terrano Funkgerät nie so, wie es vom Hersteller empfohlen wird (auf der Oberseite des Helms), sondern auf der Hinterseite des Helms. Damit gibt es keine zusätzliche Angriffsfläche für den Wind, der von vorne kommt. Und falls dadurch die Reichweite eingeschränkt wird, würde ich das in Kauf nehmen. Denn ich will ja als Radfahrer nur selten in alle Richtungen guten Empfang haben, sondern meist nur zum Begleitfahrzeug hinter mir – insofern sollte das passen. Ich kann aber nicht garantieren, inwiefern sich diese „aero-optimierte“ Montage auf die Reichweite auswirkt. Ich bin selbst nur ein Rennfahrer und Terrano-Anwender, und kein Kommunikationstechniker ;-)

Verwendet man das Terrano bei 24h Rennen, wo die Crew stationär an der Strecke oder im Fahrerlager wartet, ist natürlich Reichweite in alle Himmelsrichtungen entscheidend, vor allem dann, wenn man schon bei der Anfahrt seine Bestellung durchgeben will. Hier hilft wie immer und überall: Ausprobieren und testen!

Noch ein Aero-Tipp: Es muss nicht unbedingt Stereo-Sound sein, mir reicht es auch, wenn ich nur auf einer Seite höre. Dadurch kann ich die linke Seite (der Hörmuschel) abnehmen, spare damit Gewicht und etwas Windangriffsfläche. Allerdings ist es bei starkem Fahrtwind schon schlechter zu hören, wenn ich Musik über das Terrano spiele oder die Crew zu mir funkt.


Wie wird das Terrano Funkgerät beim Navigieren eingesetzt?

Oje, da kann ich leider nicht helfen, da ich das noch nie verwendet habe. Es ist möglich über Bluetooth eine Verbindung zu Garmin Geräten oder Handies mit Navi-Software herzustellen, aber Erfahrung habe ich damit noch keine gemacht.


Kann man statt dem Original-Headset auch Kopfhörer-Mikros vom Handy anschließen?
Funkgerät Terrano Installation im Zeitfahrhelm mit handelsüblichen Kopfhörern

Ja, das klappt. Sowohl das Hören als auch das Sprechen klappt mit handelsüblichen Smartphone-Ohrenstöpseln.

Vorteil: Aerodynamisch gut, weil die Ohrmuschel und das Mikro nicht im Wind stehen. Das ganze ist sehr klein und kompakt, passt also auch unter einen Zeitfahrhelm (so habe ich das bei #1day1000k gemacht).

Foto: Man sieht hier das Funkgerät unter dem Zeitfahranzug am Rücken (Trikot-Tasche gibt es hier keine, daher diese Lösung) und die dünnen weißen Kabel des Kopfhörers, die unter den engen Helm passen. Das Mikrofon war vorne unter dem Stoff des Anzugs. Die Tonqualität war okay, aber nicht sehr gut, wie sie sonst beim originalen Headset sein würde.

Nachteil: Das Ohr ist nicht frei um die Umgebung und den Verkehr zu hören.

Nachteil zwei: Rauschdämpfung ist bei diesen Teilen viel schlechter, der Fahrtwind führt zu deutlichem Qualitätsverlust. Die originalen Terrano Headsets klingen trotz Wind sehr klar.


Wenn ich als Solo Fahrer unterwegs bin und mit meiner Crew kommunizieren möchte, reicht dann ein Terrano Single Set?

Nein. Es braucht immer ein Funkgerät, das sendet, und eines, das empfängt. Wenn du nur mit einem Single fahren möchtest, kann man aber den Umweg des Handyanrufs gehen, und das Terrano dann ans Smartphone koppeln. Das Terrano wird dann gleich am Helm installiert, funktioniert aber als „Freisprechanlage“. Bei guter Netzabdeckung funktioniert das gut, aber bei schlechtem Handynetz wird es Probleme geben – zum Beispiel beim Race Around Austria immer dort, wo man in grenznahen Gebieten unterwegs ist, also fast immer. Außerdem muss bei jedem Gespräch ein Anruf gestartet werden. Und im Ausland muss man an seine Roamingkosten, oder seine Telefonie-Freieinheiten denken.
Hat man allerdings zwei Funkgeräte, ist man unabhängig von der Netzabdeckung und die Verbindung bleibt immer aufrecht.


Wir fahren in einer 2-er Staffel. Wieviele Funkgeräte brauchen wir?

Das kommt darauf an, wie ihr ausgestattet sein möchtet:

Szenario A – 3 Geräte:
Beide Fahrer haben fix ein Gerät bei sich, und die Crew im Auto hat eines fix installiert, alle drei werden miteinander gekoppelt (das kann dann auch mit der Terrano-Connect App gesteuert und konfiguriert werden). Somit sind beide Fahrer und Crew über ein Dreier-Netzwerk immer verbunden. Beim Fahrerwechsel aktiviert der eine Fahrer sein Terrano, der andere schaltet es aus und geht in die Pause.

Szenario B – 2 Geräte und ein zusätzliches Headset-Halterungs-Set:
Der jeweils aktive Fahrer hat ein Gerät bei sich, und die Crew im Auto hat eines fix installiert. Da müsste dann beim Fahrerwechsel auch das Funkgerät getauscht werden. Das klappt aber nur dann einigermaßen sinnvoll, wenn die beiden Helme der Fahrer zumindest ein Headset und die Halterung installiert haben. Dann müsste man nur das Funkgerät abnehmen und am anderen Helm anklipsen. Nachteil: Zeitverlust, Laden müsste während dem Radfahren passieren (USB-Powerbank), bei Regen kann bei den häufigen Wechseln Nässe in die Kontakte eindringen.

Szenario C – 2 Geräte: Nur die beiden Fahrer haben Funkgeräte, im Auto ist keines. Das ist eigentlich nicht wirklich sinnvoll, man müsste wieder auf Telefonate umstellen.


Ist das Terrano Funkgerät wasserdicht? Ich habe bei Regen gemerkt, dass die Qualität des Tons schlechter wird, und einmal musste ich mein Headset sogar tauschen. Kann man da etwas dagegen tun?

Funkgerät Radsport Technik beim Race Across America und Race Around Austria
Ich verwende als Schutz für das Mikrofon immer einen Einweg-Silikon-Handschuh, und schneide dann einen Finger davon ab, den ich dann über das Mikrofon ziehe und an der Hinterseite mit Klebeband fixiere. Das kann man sich wie ein Kondom vorstellen (wobei Kondome nicht unbedingt ein Klebeband brauchen). Auch wenn das Headset wasserdicht sein sollte, und es vom Hersteller IP-67 zertifiziert ist, gehe ich da lieber auf Nummer sicher. Man weiß ja nie, ob viel Wasser nicht doch schlecht ist für das Gerät. 

Besonders zu achten ist auch auf die Kontakte des Steckers. Ich habe den Fehler gemacht, und bin einen Winter lang ohne Headset gefahren, habe die Halterung mit dem Stecker aber am Helm gelassen. Nun war die Steckverbindung aber offen, Feuchtigkeit drang ein, und verursachte Korrosion. Danach hat das Headset nicht mehr ordentlich funktioniert – wobei nicht das Headset beschädigt war, sondern die Steckverbindung. 

Seither stecke ich immer einen alten Klinkenstecker Dummie in die Halterung, wenn ich das Headset im Training abnehme. Da nehme ich einfach alte Kopfhörer, die ich wegwerfen würde, und zwicke den Stecker ab um die Halterung damit zu schützen. Am Foto hier sieht man Starkregen beim RAAM, da hat das Headset gehalten. Aber auf Dauer dürfte das nicht gut sein.




Wie lange hält ein Akku, und wie kann ich unterwegs laden?

Die Zeit bis der Akku leer ist, hängt stark von der Anzahl der aktiven Gespräche ab. Bei mir wird mit der Crew vor allem in den Nächten sehr viel geredet, weil es mir psychisch hilft. Da hält der Akku dann circa 6 bis 8 Stunden. Ich persönlich habe die Luxus-Variante, das heißt ich habe Wechsel-Geräte, die dann getauscht und im Auto wieder geladen werden. Das wäre aber gar nicht nötig, denn die Terrano XT Geräte können auch während des Gebrauchs geladen werden. Einfach USB Akkubank anstecken! Auf die Kabellänge achten: Der Zusatzakku wird am besten in der Trikottasche eingesteckt, und das Funkie bleibt am Helm.

Das andere Funkie, das die Crew im Auto nützt, kann durchgehend per USB geladen werden, und wird dabei niemals leer.


Wie kann ich das Funkgerät im Auto installieren, dass jeder im Auto am Gespräch teilnehmen kann, und nicht nur eine Person?

Der Klassiker wäre, dass der Beifahrer das Headset am Kopf hat, zum Beispiel auf einer Kappe (unsere #jawui oder Sitzfleisch-Cappies eignen sich hervorragend), einem Stirnband oder einer Haube befestigt. Wirklich fein ist das aber nicht.

Besser ist es, den Ausgang an einen Lautsprecher anzuschließen. Entweder per Aux-Kabel an das Autoradio anschließen, oder eine kleine Aktivbox anstecken. Ich persönlich mag das angeschlossene Autoradio weniger, es kommt manchmal zum Hall oder zum Echo, und außerdem ist dann die Anlage im Auto blockiert (für Navigation oder Autoradio/Verkehrsfunk o.ä.)

Als Aktivbox reicht ein 10€ Modell völlig aus, so eine, die man im letzten  Jahrhundert an die großen Computer angesteckt hat, bevor alles kabellos und bluetoothig wurde.

Nun noch zum Mikro: Am besten ist ein externes PTT Mikro, das kann bei entsprechender Kabellänge auch im Auto umhergereicht werden.

Damit man aber externe Mikros und Lautsprecher anstecken kann, benötigt man noch ein Audio Klinken Kabel mit Y Splitter (von 1x 3,5mm Stecker auf 2x 3,5mm Buchse), um zwei separate Anschlüsse zu haben. Am Originalkabel ist nur ein Anschluss vorhanden.


Gibt es Probleme mit der Hygiene der Radhose? Wie oft wechselst du diese?

Je nachdem wie sensibel man ist, reicht 1 frische Hose pro Tag. Ohne Schmerzen kann man auch länger mit einer Hose fahren, aber aus hygienischer Sicht ist es gut 1x pro Tag zu wechseln. Man sollte auch mit schlechtem Wetter rechnen und mehr Hosen zum Wechseln mithaben. Schwitzt man stark, sollte man auch öfter wechseln. Das um und auf ist perfekte Hygiene in diesem Bereich. (Feuchttücher und Desinfektionsspray sind Standard-Ausstattung bei uns!)
Aber grob gesagt ist einmal wechseln pro Tag wichtig und sinnvoll, mehr bei Bedarf.
Sitzcreme: ist wichtig, da muss man einfach schauen, was individuell gut verträglich ist. Die Ilon Protect aus unserem Shop ist eine gute Basis zur Prävention von Sitzproblemen. Sollte es dennoch so weit sein, kann man in der Apotheke nach antibakteriellen Cremes oder Cortison-Cremes fragen. Hier ist aber unbedingt auf die Anti-Doping Regeln zu achten. Auch wenn Cremes für ein offenes Gesäß erlaubt sind, ist es immer wichtig, das vorab zu prüfen – am besten auf der Website der NADA, dort kann man jedes Medikament auf verbotene Inhaltsstoffe (auch per App) prüfen.


Welche Lichter verwendest du am Rad?

Ultra Radsport Pace Car Zusatzscheinwerfer am Begleitfahrzeug und normale kleine Frontlicher am Bike
Da bei den Ultracycling Rennen mit Betreuercrew es in der Nacht verpflichtend vorgeschrieben ist, dass dein Begleitfahrzeug immer bei dir sein muss, hast du die Scheinwerfer des Autos permanent hinter dir. Und tagsüber reicht ein kleineres blinkendes rotes Rücklicht, bei manchen Rennen ist auch ein kleines Frontlicht vorgeschrieben. 

Prinzipiell verwende ich nur die kleinstmöglichen Lichter, um Gewicht zu sparen und keinen unnötigen Ballast mit auf das Rad zu packen. Ein starkes Licht mit Zusatzakku hat definitiv im Training oder bei unsupported Rennen viele wichtige Vorteile, aber wenn es aufgrund der hellen Scheinwerfer des Autos nicht nötig ist, reicht mir die minimalistische Variante, die den Schwerpunkt des Lenkers nicht beeinträchtigt und die Aerodynamik verschlechtert.

Seit letzter Saison habe ich die "Stix Lichter" von Specialized, die sind wirklich angenehm. Laden per USB, sind schön hell und haben gute und flexible Halterungen für Sattelstütze, Trikottasche, diverse Lenker oder Sattelgestänge.


Bei 24 Stunden Rennen, ohne Begleitauto, habe ich seit neuestem die Frontlichter von Supernova, und zwar das Modell Airstream 2. Es gäbe noch stärkere Versionen mit Zusatzakku, aber ich möchte auch hier Gewicht sparen. Ich habe also noch ein zweites kleines Frontlicht dabei, das ich bei langsamen Passagen, oder auf Geraden verwende. Die starke Supernova schalte ich nur ein, wenn es in die Kurve geht oder sehr schnell wird. Mit dieser sparsamen Taktik geht sich das für die ganze Nacht aus.


Bleibst du im Rennen für Pinkelpausen stehen, oder geht das 'on the fly' (falls das überhaupt erlaubt ist) um Zeit zu sparen?

Ja, das geht schon. Aber es ist gefährlich. Die Balance am Rad ist ab dem zweiten Tag sehr schlecht. Ich könnte auch niemals mit beiden Händen jubelnd ins Ziel fahren, da würde ich auf der Ziellinie stürzen. Außerdem musst du in der Hose auf Hygiene achten. Bei jedem on-the-fly-Pinkeln setzt du ein paar Tropfen in das Sitzpolster, eine Reizung der Haut oder Entzündung ist dann nur eine Frage der Zeit. Daher: stay safe, stay clean und pinkle im Stehen ;-)


Wie pflegst du die Ketten? Öl, Wachs, oder Schmiermittel? Was ist besser, oder gibt es verschiedene Vorteile?

Anfangs war ich da komplett pragmatisch unterwegs, wenn die Kette gequietscht hat, dann habe ich so lange irgendein Öl raufgetropft, bis es wieder leise war. Und die Kette habe ich dann irgendwann gewechselt, wenn die Gänge gesprungen oder durchgerutscht sind.
DryFluid Bike Kettenschmierung und Gleitstoff beim Race Across America und Race Around Austria


Mittlerweile habe ich dazugelernt, vor allem weil die Ketten bei ordentlicher Pflege länger halten und das dann auch billiger kommt, als regelmäßig neue zu kaufen.

DryFluid ist schon lange Partner und Ausrüster von mir, davon bin ich total überzeugt, da kommt kein Öl oder Schmiermittel mit. Bei DryFluid werden feste Gleitstoffe auf die vorher entfettete Kette aufgetragen, die Trägerflüssigkeit verdunstet, und übrig bleibt ein trockener Film, der dadurch auch kaum Schmutz bindet. Das kann man sich vorstellen wie eine Teflon-Pfanne: Gleitet gut und da bleibt nichts kleben. Nachbehandlung ist jederzeit unkompliziert möglich.
(Foto 1: DryFluid Bike - behandelte Kette vor dem Race Around Austria)

Ein völlig neuer Ansatz war für mich dann das Molten Speed Wax, das ich über den Aerodynamik- und Radtuning Experten Marcus Baranski kennen gelernt habe. Dabei wird die völlig gereinigte Kette in flüssiges Wachs getaucht, getrocknet, und dann „eingefahren“, bis sie schließlich geschmeidig und leichtläufig wird.
Kettenpflege mit Molten Speed Wax beim 24 Stunden Road Weltrekord über 1000km, 1day1000k und Tuning vom Tretlager mit DryFluid Glide Power XT

Vorteil Speedwax: Bei Nässe und Schmutz, ist definitiv Speed Wax perfekt. Da bleibt keine Feuchtigkeit und kein Schmutz picken, die Ritzel bleiben sauber, die Kette verschleißt nicht, weil kein Staub für Reibung sorgen kann.
(Foto 2: So sah die gewachste Kette nach dem 24h Road-Weltrekord aus, nach 9 Stunden Regen war alles noch immer total sauber. Dazu war anstelle des Standard-Fetts der Herstellers DryFluid Glide Power XT im Keramik-Tretlager)

Nachteil Speedwax: Es ist aufwendiger in der Durchführung. Die Kette muss sauber sein, das Wachs muss erhitzt werden, danach muss die Kette wieder eingefahren werden. Sinn macht das dann, wenn man mehrere Ketten parallel nutzt und regelmäßig tauscht. Wenn der Wachsfilm dünner wird, ist es Zeit zum Wechseln, und die andere darf dann wieder ins heiße Bad.

Wem das ganze zu blöd ist (wie mir zum Beispiel), oder wenn man dafür zu ungeschickt ist und die Gerätschaften nicht hat, dann kann man das beim derbaranski.shop auch fertig gewachst bestellen, oder dort seine Ketten hinschicken. Dann machts ein Profi! Dort findet man auch viele Tipps und Tricks zu dem Thema.

Vorteil DryFluid: Easy zum Anwenden, der Leichtlauf dürfte (meinem Gefühl nach) noch etwas besser als beim Wachs sein, und man kann DryFluid Glide Power auch noch für das Tunen von Lagern verwenden.
DryFluid Glide Power XT Kettenschmierung und Tuning vom Tretlager beim Race Across America und 24 Stunden Weltrekord

Nachteil DryFluid: Bei Regen wäscht es sich etwas leichter ab, als das Wachs. Und es bindet zwar sehr wenig, aber doch ein bisschen mehr Staub als das Wachs.

Fazit: Bei perfekten und trockenen Bedingungen ist DryFluid meiner Meinung nach am schnellsten, weil es am leichtesten läuft. Bei Sauwetter ist Speedwax unschlagbar.
(Foto 3: Beim 24 Stunden indoor-Track Weltrekord auf der Bahn habe ich DryFluid Bike verwendet)

Pragmatische Kombo mit dem besten von beiden: Eine Grundbehandlung mit Speedwax, und wenn das Wachs nachlässt, mit DryFluid nachbehandeln. Damit bist du unschlagbar (falls die Beine mitspielen), hast wenig Aufwand, und schonst das Material.


Das Wachsen der Ketten ist gar nicht so einfach, wie mache ich das als Neuling auf dem Gebiet am besten?

Da gibt es diverse Möglichkeiten:
1. In diesem Fall nicht mich fragen, denn ich bin nur Anwender und Fahrer, aber keiner, der das Wachsen kann. Ich selber wende mich lieber an Profis ;-)
2. Diesen Beitrag auf Bikeboard lesen und den Workshop befolgen: www.bikeboard.at/Board/Workshop-Molten-Speed-Wax-Kettenschmierung
3. Falls du es nicht machen möchtest, kann es der Baranski für dich machen oder dir fertig gewachste Ketten schicken. Macht er zum Beispiel auf für mich: www.derbaranski.de/blog/die-haeufigsten-fragen-zu-molten-speed-wax



 TIPPS FÜR SITZFLEISCH PODCAST FOLGEN:

Episode #157 - Rad- und Kettenpflege im Winter: Technik, Antrieb, und Wartung vom Fahrrad – vor allem im Winter, wo alles nass, dreckig, oder salzig ist. Weil wir alle gerne Freude am Radfahren haben, ohne den liebsten Trainingspartner auf zwei Rädern dabei zu versauen, sprechen wir heute mit Material-Experten Marcus Baranski. Es gibt auch nützliche Tipps für die Langstrecken!
Link zur Episode

Episode #154 - Ultracycling Training mit Coach Max Kinzlbauer: Die Frage klingt so simpel, aber die Beantwortung ist so komplex: Wie soll ich für Ultradistanzen trainieren? Christoph Strasser und Flo Kraschitzer unterhalten sich mit Max Kinzlbauer über die wichtigsten Aspekte des Trainings. Die Frage wird aber gleich umformuliert: In welchem Zustand sollte man sich befinden, um für lange Strecken auf dem Rad gerüstet zu sein?
Link zur Episode

Episode #80 - Gespräch mit Dr. Mag. Rainer Hochgatterer: Wie (un)gesund ist Ultra Radsport? Vermeidung körperlicher Probleme bei Langstrecken Radrennen und Tipps und Tricks (Training, Vorbereitung, Ernährung) für Einsteiger und "Aufsteiger" und alle, die schnell und weit Rad fahren wollen.
Link zur Episode

Episode #78 - Training, Ausrüstung und Ernährung für Ultras: Checklist für das Betreuerauto, Zusatzscheinwerfer und Kommunikation über Funk und Lautsprecher, Coach Max Kinzlbauer über Training für 50+, Basics für die Ernährung in Training und Wettkampf
Link zur Episode

S6E1 – Faszination 24 Stunden Rennen, mit 10 Tipps zu Ernährung, Strategie und Herangehensweise
Link zur Episode

S5E2
– Fragen, Antworten und Tipps zu Training und Ernährung
Link zur Episode

S5E1
– Wir starten in die neue Radl-Saison, Tipps zu Trainingsaufbau im Frühling
Link zur Episode

S4E11
– Gespräch mit Coach Max Kinzlbauer
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